Arthur ist der Mittelpunkt seiner Clique. Plötzlich ist er spurlos verschwunden und ein Brief mit Forderungen taucht auf. Seine
Freunde sollen sich auf die Suche nach ihm begeben. Ausgestattet mit großen Geldsummen und unterschiedlichen Zielen (Amerika, Deutschland, Norwegen), machen sich Lance, Jannifer, Eric und Falk
auf den Weg. Dabei erleben sie allerlei skurrile und surreale Situationen, so treffen sie z.B. auf sprechende Tiere, wandern in der Zeit und werden unsichtbar. Das Reiseziel gerät jedoch immer
mehr in Vergessenheit, je mehr die Selbsterfahrung für die Protagonisten in den Vordergrund tritt. Das Buch endet mit einem Showdown, bei dem es um Leben und Tod geht. Werden die Freunde Arthur
finden und ihn befreien?
"Arthurs Entführung" ist der erste Band der Trilogie "Der Doppelweg". Das Buch hat ein sehr ansprechendes Cover, das Hinweise auf den Inhalt gibt.
Sprachlich ist der Roman sehr dicht, das Lesen fällt aber nicht schwer, da er sehr leichtfüßig mit einer guten Prise Humor geschrieben ist. Mich hat der Schreibstil gleich angesprochen, er wirkt
auf mich ein bisschen wie eine Mischung aus Erich Kästner und Matt Ruff. ;) Die surrealen Sequenzen empfand ich manchmal als aus der Handlung fallend, unter anderem auch, weil sich nicht immer
ein nachvollziehbarer Beitrag zum weiteren Verlauf aus ihnen ergab. Die Charaktere sind sehr unterschiedlich und interessant, blieben mir aber trotzdem manchmal zu oberflächlich.
Fazit: Locker angelehnt an die Artussage (die man nicht gelesen haben muss), kann man viele Parallelen zu dieser ziehen. Das hat mir viel Spaß gemacht, da ich ein großer Fan der Überlieferung
bin. So deute ich die Reise der Freunde als Pendant zu einer mittelalterlichen Queste, in der es in diesem Falle um die Selbstfindung und - erfahrung der Protagonisten geht.
Unterm Strich aber ein besonderes Buch, das allein schon wegen der detaillierten und liebevollen Reisebeschreibungen lesenswert ist.
Das Buch „Arthurs Entführung“ ist der erste Band einer Trilogie. Das ist wichtig
zu wissen. So beginnt die Geschichte um Arthur nicht mit Arthur, sondern mit seinen Freunden, Lance, Falk, Jannifer und Eric. Arthur ist entführt worden, heißt es. Dazu liegen „Beweise“ in seiner
Wohnung, die immer Treffpunkt der Freunde war. Außerdem finden sie Geld vor und Anweisungen, ihn zu suchen. Wahrscheinlich, um die Suche anzustoßen, gibt es noch ein „Entführervideo“, das Arthur
in „Bedrängnis“ zeigt. Ich habe Anführungszeichen genutzt, weil ich als Leser arge Zweifel habe, ob man mich nicht mit meinen eigenen Bildern im Kopf in die Irre führen will – und freue mich
diebisch darüber!!
So machen sich die vier Freunde auf die Suche nach Arthur. Zwei fliegen nach Amerika, einer Richtung Skandinavien und einer bleibt in Deutschland. Die „Helden“ irren umher und müssen sich erst
einmal selbst finden, bzw. überlegen, was sie wollen. So kommen sie auf ihren Reisen in alle Himmelsrichtungen an geheimnisvolle Orte in der realen Welt, bestehen Prüfungen, lernen
sprechende Tiere und wunderschöne Frauen kennen und lieben. Es muss überwunden, gekämpft und entdeckt, ja teilweise auch erlöst werden.
So drängte sich mir beim Lesen schnell ein weiteres Bild des roten Fadens auf, der sich durch das gesamte Buch zieht: Die Gattung Arthusroman. Als „Doppelweg“ bezeichnet Desinger selbst seine Trilogie, das ist das klassische Schema des Arthusromans. Ich persönlich finde das Buch
lesenswert, habe mich über die ausgefeilte Sprache und über die versteckten Hinweise und das „Kopfkino“ gefreut, was Bernd Desinger entfacht. Ein Leckerbissen für Germanisten, klar. Aber durchaus auch für Bücherwürmer und
Abenteuer-Liebhaber. Macht es euch gemütlich, schenkt euch einen Tee oder ein Glas Rotwein ein und lest das Buch bei Kerzenschein – es lohnt sich!
Das Buch hat mir sehr spannende und interessante Lesestunden bereitet. Es ist sehr erfreulich, dass es im 21. Jahrhundert wieder einmal Bücher wie dieses gibt. Bücher, bei denen
die Feinheiten der Sprache im Vordergrund stehen und Bücher, die mit einer Gattung oder einem Genre spielen (hier: Arthusroman). Freue mich schon auf Band 2!
Von C. Platte am 23. Oktober 2017
Frisch aus dem Studium ins Leben entlassen, staunen die vier Freunde Eric, Falk, Jannifer und Lance nicht schlecht, als sie statt ihres Freundes Arthur lediglich einen Brief seines vermeintlichen
Entführers vorfinden mit der Aufgabe, ihren Freund zu suchen. Vorgegeben sind vier grobe Richtungen der Suche sowie eine große Menge finanzieller Mittel. Das Einschalten der Polizei bekäme dem
verschwundenen Freund natürlich gesundheitlich nicht gut. Und so schwärmen die Freunde aus in unterschiedliche Himmelsrichtungen, ohne ein genaues Ziel vor Augen zu haben...
Dies ist der Beginn der teils poetisch, teils surreal angehauchten Suche nach Arthur, dem fünften Freund der Runde. Getrennt bereisen die Fechtkünstler dabei Länder wie Norwegen, Spanien,
Deutschland und die USA, begegnen mysteriösen Menschen, Fabelwesen und einer sprechenden Echse, wie sie das Cover des liebevoll gestalteten Romans ziert. Neben den Protagonisten sind vor allem
die Landschaften und deren Eigenarten wunderschön beschrieben, insbesondere in Norwegen und Deutschland.
Statt einer Suche nach dem verschwundenen Freund gestaltet sich diese bei jedem der vier nach und nach eher als Suche nach dem eigenen Ich. Dies wirkt befremdlich, da die Sorge um Arthur in den
Hintergrund zu rücken scheint. Doch wenn man bedenkt, dass die Freunde alle an einer Art Wendepunkt ihres Lebens stehen, ergibt deren Handeln durchaus Sinn, unterstreicht die Ziellosigkeit ihrer
Suche die Ziellosigkeit ihrer eigenen Leben.
Aufgelockert wird das Buch durch den ein oder anderen surrealen Moment, welche die Freunde erleben und einem kleinen Showdown zum Ende des Romans, welcher die Freunde wieder eint und an ihre
eigentliche Aufgabe der Suche erinnert.
Obwohl mir teils die Spannung fehlte und die Protagonisten in einigen Situationen für meinen Geschmack recht unreif handelten, mochte ich das Buch dennoch nicht aus der Hand legen. Der
Schreibstil ist wunderschön poetisch und die Idee, die Freunde völlig planlos auf die Suche nach ihrem Freund zu schicken, einfach zu schön.
Mein Fazit: Eine angenehm poetische, teils surreale Suche, welche auf jeden Fall Potential für die beiden Folgebände liefert.
"Arthurs Entführung" ist der erste Band einer Trilogie um den Student Arthur und seine vier Freunde.
Die Geschichte beginnt in Münster, wo die fünf studiert haben, mit der Entdeckung eines Briefes an die vier Freunde, in denen die Entführung Arthurs mitgeteilt wird. Alle vier bekommen
unterschiedliche Aufträge in verschiedenen Teilen der Welt nach Arthur zu suchen. Die Reisen beginnen in Deutschland, Norwegen, New York bzw. Los Angeles. Schnell wird die Erzählung surreal und
der eine oder andere begegnet z.B. Riesen oder einer sprechenden Eidechse.
Insgesamt ist das Buch schön anspruchsvoll zu lesen. Die Geschichte fällt sehr durch die dichte Erzählweise auf, manchmal gibt es fast keine Absätze und die einzelnen Abschnitte aus der
Perspektive unterschiedlicher Personen gehen fast nahtlos ineinander über.
Auffallend ist auch die gute Ortskenntnis des Autors, die an vielen Stellen für ganz besondere Einblicke sorgt.
Insgesamt hat mich das Buch allerdings mit mehr Fragen als Antworten zurückgelassen. Die Handlung wird teilweise wirklich seltsam surreal. Die Protagonisten erleben zwar vieles, aber es erscheint
wenig zielführend. Auch in welche Richtung die Hauptpersonen sich entwickeln werden, ist ungewiss.
Ich bin gespannt auf die nächsten Teile und hoffe, dass sich hierin vieles aufklärt.
Von Dr. Marius Hetzel am 25. Juli 2012
Mit 50 Jahren ist Bernd Desinger auf der Höhe seiner Kunst. Viel Märchenhaftes und Groteskes fand sich schon in seinem Romanerstling "Der Schütze" von 2006. Jetzt präsentiert der Autor mit
"Arthurs Entführung" den ersten Teil seines auf drei Bände angelegten zweiten Romans. Der Titel verrät, dass sich der Leser auf eine moderne Artus-Sage freuen darf. Unter mysteriösen Umständen
wird Arthur, einer von fünf Freunden, die gerade ihr Studium hinter sich haben, entführt. Der oder die Täter lassen seinen Freunden Eric, Falk, Jannifer und Lance Geld und Hinweise zukommen,
woraufhin jeder für sich auf die Suche geht. Die Suche nach Arthur wird für jeden auch zu einer Reise zu sich selbst. Die eigenen Probleme reisen mit, man kann nicht vor ihnen davonlaufen. In
gottverlassenen Gegenden drohen haarsträubende Gefahren. Harte Prüfungen sind zu bestehen. Schauplätze sind Deutschland, Norwegen und der Westen und Osten der USA. Vor den großartigen Kulissen
der norwegischen Bergwelt und New Yorks spielt der rasante Abenteuer- und Liebesroman.
Bernd Desinger hat Rockmusik gemacht und Filme gedreht, was für die Perspektive, die Intensität der Bilder und die Entwicklung der Charaktere von Vorteil ist. Seine bildhafte Sprache und die
plastischen Dialoge machen das Buch zu einem wirklichen Lesevergnügen. Auf die für das Frühjahr 2013 angekündigte Fortsetzung "Der Sturz in den Strom" darf man gespannt sein.
Von kantarella am 16. August 2012
Format: Gebundene Ausgabe
Entgegen möglicher Befürchtungen handelt es sich hier nicht um eine dieser typischen Artus-Erzählungen à la „Nebel von Avalon“. Die Handlung spielt im Hier und Jetzt. Drei junge Männer und
eine Frau, Jannifer, suchen ihren entführten Freund und geraten dabei in verschiedenen Ländern in spannende Situationen. Manchmal passieren dabei allerdings auch seltsame oder eher
unerklärliche Dinge.
Ein besonders interessanter Charakter ist die Jannifer. Sie ist hin und her gerissen zwischen verschiedenen Beziehungen und auch zwischen ihrem Job im Museum und der Chance, erfolgreiche
Rockmusikerin zu werden. Diese Zerrissenheit ist sehr gut nachvollziehbar.
Alles in allem ein ebenso ungewöhnliches wie spannendes Buch. Sehr empfehlenswert!
Von Dancing11 am 18. Mai 2013
Ich bin zufällig in der Stadtbücherei darüber gestolpert. Habe mich beim Lesen gut unterhalten gefühlt - und warte jetzt auf den für Frühjahr 2013 angekündigten Teil 2 (wo bleibt denn der? - es
ist schon Mai und noch nicht mal ein voraussichtlicher Erscheinungstermin).
Ich mag den Schreibstil von Bernd Desinger und der Autor ist ein Mensch, der für Veränderungen, die sich in der Umwelt vollziehen,
offen und kritisch ist. Bemerkenswert fand ich es, dass er dieselben Eindrücke schildert, die sich mir seit geraumer Zeit aufdrängen und die klimatischen Erscheinungen betreffen, denen man sich
nicht entziehen kann, wenn man sie denn auch als solche beachtet! Da die Rentner von morgen; sprich im Jahre 2032, auch meine Generation dann darstellen werden, ist es teilweise grausig, wenn man
an dieses Szenarie der Verelendung und des Armseins nur ansatzweise eine Möglichkeit der dann eventuell reellen Existenz denkt. Die von Bernd Desinger beschriebene Fiktion ist eine bestimmte und
um diese kreist auch der Roman. Als Anreiz nehme ich aus dem Buch über weitere Möglichkeiten einer noch nicht geschriebenen Zukunft nachzudenken und ich hoffe im eigenen Interesse, dass mir ein
Szenario a la Desinger erspart bleibt. Jedoch habe ich berechtigte Zweifel. Da Dinge, Umstände etc. erst prekär werden, wenn es tatsächlich soweit ist, versucht der Mensch wahrscheinlich zum
Selbstschutz so lange zu verdrängen, bis der Tag X kommt und dann wird man sehen...
Von KiJuno am
1. September 2017
Desinger liefert dem zeitgenössischen Kulturbetrieb mit ZZZ einen wertvollen schriftstellerischen Beitrag: in Manier der beliebten Schweden-Krimis schafft er einen Protagonisten, dessen
psycho-sozialen Nöte eine gekonnte Brücke schlagen, zu den politischen, sozialen und moralischen Missständen, die der Krimi durchaus bewusst anprangert. Dies tut er - das eine besondere,
innovative Leistung des Autors - in kraftvoller dystopischer Bildgebung, aber nicht erst durch die aktuellsten Entwicklungen ist der Leser sich im Klaren, dass der Appell ein dringlicher ist, die
Dystopie noch zu seiner eigenen Lebenswirklichkeit werden könnte. Gleichzeitig handelt es sich bei diesem Roman selbstverständlich vor allem um ein Kunstwerk; der durch diese kalte Welt
stolpernde Protagonist erhält wie die restlichen Figuren gerade ob seiner Ecken und Kanten, mit seiner dynamischen Entwicklung im Laufe des Romangeschehens und angesichts seiner Uneindeutigkeit
in der Bewertung von Umwelt und Mitmenschen eine Lebendigkeit, die neugierig macht. Neugierig auch darauf, ob man auf weitere Folgen einer Krimireihe hoffen darf, die alles erfüllt, was das
Leserherz sich wünscht: beste Krimi-Unterhaltung ohne Trivialität, Gesellschaftskritik, die den Zeigefinder erhebt ohne belehrsam zu werden, bissiger und subtiler Witz, der die Sorgenfalten durch
Lachfältchen ersetzt, Charaktere, die den Leser in ihre Welt entführen und so Empathie schaffen - Empathie die wir dringend benötigen!
Ein tolles und spannendes Buch aus einer nicht allzu fernen Zukunft. Absolut lesenswert nicht nur für Krimifans oder Menschen aus dem Ruhrgebiet. Freue mich auf mehr von diesem Autor!
Von Jürgen
Halbe am 27. August 2017
Ein Roman mit einer sehr interssanten Thematik. Die Handlung könnte real werden. Das Thema Altersarmut ist ja schon heute ein Thema. Alterskriminalität wäre in Zukunft das Resultat.
A crime novel set in the not-too-distant future, a future in which the plight of old age pensioners has reached unexpected dimensions. An interesting read!
In seinem neuesten Roman begibt sich Bernd Desinger auf das Terrain des Kriminalromans. Vordergründig zumindest. Tatsächlich ist in diesem im Jahre 2032 angesiedelten Thriller die 'Geschichte
hinter der Geschichte' fast genauso wichtig, wenn nicht sogar die Mordermittlung ein geschicktes Vehikel für die apokalyptische Zukunftsvision bildet. Beklemmend für den Leser: man hat das
Gefühl des Unaufhaltsamen, des Weges ohne Ausweg, der für die Generation der heute 30-50 jährigen ohne Hoffnung in der 'Zeltstadt Zeche Zollverein' münden wird, jenem monströsen Gebilde,
welches Bernd Desingers Roman den Titel gibt.
In Bernd Desingers nicht mehr so weit entfernter Zukunft hat die Altersarmut ein Maß erreicht, das heute noch kaum vorstellbar ist. Nahezu eine ganze Generation von Rentnern, selbst solchen,
die einst relativ wohlhabend waren, die selber mit den höchsten Rentenabgaben aller Zeiten ihrer Vorgängergeneration ein Kreuzfahrtluxusdasein finanzierten, sind gezwungen in gigantischen
Zeltstädten ohne Hoffnung dahin zu vegetieren. Jene Zeltstädte, die nach dem Abzug (sic!) der Flüchtlinge frei wurden. (Man wandte Deutschland wieder den Rücken zu, weil es in der eigenen
Heimat wieder bessere Lebensaussichten gab)
In einer dieser Zeltstädte passiert nun ein brutaler Mord. Mehr sei hier nicht verraten. (gekürzt, vollständige Kritik auf
amazon)
Auch in seinem Zukunftsroman "ZZZ" lässt Bernd Desinger den Leser in mitreißender Weise an den Existenzkämpfen seiner Helden
teilhaben. Sein Können hat er bereits in den Romanen "Der Schütze" von 2006 und "Arthurs Entführung" von 2012 unter Beweis gestellt. "ZZZ" spielt in der Ruhrmetropole Essen des Jahres 2032 und
zeigt schonungslos eine weitgehend zerfallene Gesellschaft. Den Euro und die EU gibt es nicht mehr, die Chinesen haben den Duisburger Hafen und die Stadt gleich dazu gekauft. Im Duisburger Tatort
treten chinesische Kommissare auf. Die wenigen Reichen schotten sich ab und genießen ihren Luxus, während auch die Arbeitnehmer aus der alten Mitte der Gesellschaft zunehmend abrutschen. In der
Zeltstadt rumort es unter der Oberfläche. Radikale Alte, die einen offenen Aufstand planen und moderate Kräfte stehen sich unversöhnlich gegenüber. Da geschieht ein grausiger Mord, dem ein alter
Flaschensammler zum Opfer fällt. Es soll nicht die einzige Bluttat bleiben.
Milan Dragovich, Kommissar für Altenkriminalität, deckt die dunklen Abgründe auf, die den Nährboden für dieses und weitere Verbrechen bilden. Ihm zur Seite steht die junge Kollegin Cigdem Flick.
Zwischen den beiden entwickelt sich eine zarte Liebesgeschichte, die aufs Spannendste mit der kriminalistischen Handlung kontrastiert.
Desinger hält den Spannungsbogen bis zu einem spektakulären Finale hoch. Der Leser legt das höchst unterhaltsame Buch in der Hoffnung
auf eine baldige Fortsetzung aus der Hand. Man darf gespannt sein. (gekürzt, vollständige Kritik auf amazon)
Dies ist ein spannendes Buch... Ein wenig bedrückend das Zukunftsszenario, auf der anderen Seite wohl kaum zu weit hergeholt.
Leider! Das Ermittler-Team Milan Dragovich und die junge Kommissarin Cigdem Flick mochte ich sehr. Würde mich interessieren, ob es eine Fortsetzung gibt.
Von Hauke Reddmann am 17. Juni 2016
Hudelte ich gerade "Zone 5"? Gleich kam die nächste deutsche Dystopie mit Lokalkolorit rein. (Wobei ich "MUC" mal gar nicht zähle, weil post-doomsday.) Auch hier hat der Globalkapitalismus
hammerhart zugeschlagen. Ganze Städte werden an die Chinesen vertickt, und das Lumpenproletariat im Stollen träumt von der Revolution.
Eine dicke Schwäche hat das Buch: Die Sprache. Wenn man so vor sich hin liest, kann man beinahe glauben, einen frühen Dominik vor sich zu haben. Bzw., falsche politische Seite, einen frühen
DDR-SF von einem Funktionär. Der Mann ist wütend, es trieft der Sarkasmus, aber es fehlt das Herzblut, man könnte meinen, er hat schon resigniert darob, daß die doofen Deutschen immer noch nach
der Bahnsteigkarte für den Zug zur Revolution suchen. Das ist nicht gut, weil man so nicht mit den Figuren mitleiden mag. Och ja, und er sollte mal dringend "Tschechovs Stunner" googeln. Das gibt
alles Abzüge in der B-Note und es reicht nur zu ***1/2. Anyway. Schafft 2, 3...viele
deutsche Dystopien!
Dieses Buch von Bernd Desinger hat mich schon vor Jahren schwer beeindruckt. Ich konnte es kaum aus der Hand legen, so spannend und dazu aberwitzig und gleichzeitig faszinierend liest
sich die Geschichte. Der excellente Schreibstil des Autors macht aus jeder Seite ein Lesevergnügen, denn solch einen Satzaufbau hat man leider nur noch selten. Ich habe mir das Buch
gekauft, weil ich nach all der Zeit gern wieder die Story im Detail auffrischen möchte und freue mich auf einen brillanten Lesespaß.
von Hans J. Schacht am 3. März 2015
Bernd Desinger's "Der Schütze" - ein fesselndes Konzept für einen Mystery-Roman. Das Buch war durchgängig spannend bis zum Schluß, gebannt verfolgte ich den tumultartigen Niedergang einer
menschlichen Existenz. Und es ließ mich, nachdem ich fertig war, in einem ziemlich merkwürdigen Gedankenzustand zurück.
Hans J. Schacht, Los Angeles
Von Cecilia Cloughly am 28. März 2015
Der Roman ist voller Spannung, kultureller Bezüge und einem Blick auf Deutschland zur Zeit der Wiedervereinigung.
Ich habe die kreativen Wendungen im Plot und den reichhaltigen Wortschatz zutiefst genossen. Goethe schrieb 1827: "Was ist eine Novelle anderes als eine sich ereignete unerhörte
Begebenheit..." ähnlich wie bei einer Novelle hat sich Desinger auf eine "unerhörte Begebenheit" konzentriert und diese mit der inneren Auflösung seines Protagonisten verbunden.
C. Cloughly, Germanistin in Claremont, California
Von Douglas Lance
"Dies war eine interessante Lektüre. Ich mochte das Buch und werde es wieder lesen, um die Magie noir dieses philosophischen Thrillers auszukosten. Die Bemühungen von Daniel Baumann, eines jungen
urbanen Journalisten, mit den ihm auferlegten ethischen Entscheidungen umzugehen, gewinnen uns für ihn. Die Erzählung ist auf einem zufällig entdeckten Tagebuch aufgebaut, das Baumanns Innenleben
bloßlegt, indes aber nie für einen öffentlichen Zugang gedacht war. Dieses Stilmittel erlaubt dem Voyeur, die Spannung zwischen Baumanns sachlichem "Tu was"- Existenzialismus und seiner Rolle als
Grenzfall-Angehörigem der Pressewelt zu erfahren: ein manchmal scharfer und dann wieder völlig ahnungsloser Beobachter seiner eigenen Zwangslage."
Douglas Lance, Hermosa Beach
Bernd Desinger, Leiter des Goethe-Instituts in Los Angeles, legt mit dem Schützen seinen ersten Roman vor. Dieser spielt auf der Bühne der alten Bundesrepublik zur Zeit der
Wiedervereinigung und konfrontiert den Leser mit dem Leben eines gut situierten Kleinbürgers, dessen Alltag durch ein plötzliches Ereignis erschüttert wird und zunehmend aus den Fugen
gerät.
Der Erwerber einer billigen Raubkopie stößt auf der Diskette mit dem neuen Textverarbeitungsprogramm auf eine versteckte Datei mit dem Tagebuch des Daniel Baumann. Er beginnt fasziniert
zu lesen, wird immer stärker in dessen Bann gezogen, bessert Fehler aus, ergänzt Lücken und schreibt es schließlich selber fort. So wird aus dem Leser des Tagebuchs dessen Herausgeber,
der wiederholt in Erscheinung tritt und den Leser über seine redigierenden Schritte unterrichtet, bis er am Schluss selbst in das Geschehen eingreift. Mit der Einführung des Herausgebers
gelingt dem gelernten Germanisten Desinger ein geschickter Kunstgriff, der dem Werk einen tragfähigen äußeren Rahmen verleiht. Seine auffällige, bewusst vom Üblichen abweichende Sprache
hebt das Buch wohltuend aus der Masse stromlinienförmiger Publikationen heraus, die auf den vermeintlichen Geschmack der breiten Masse abzielen.
(...)
Fazit: Schon mit dem ersten Griff zu diesem Buch, dessen Cover im Übrigen glänzend gestaltet wurde, und sich steigernd mit jeder Seite, begibt sich der Leser auf eine Reise durch
menschliche Abgründe, Sehnsüchte und enttäuschte Hoffnungen. Bei Desinger findet der Leser ständig neue Aspekte der drei großen Themen von Literatur. Erstens die Jagd nach mehr und
besserem Sex. Zweitens das Ringen um Macht und Einfluss und drittens der Kampf gegen die Einsamkeit. Die Geschichte von Daniel Baumann und Lothar Averluck ist eine Geschichte menschlichen
Scheiterns und des Verlustes von Identität. Wie den Helden in den Romanen Paul Austers genügt auch den Hauptfiguren im Schützen eine Kleinigkeit, um ihre Existenz vollkommen in Frage
gestellt zu sehen. (gekürzt, vollständige Kritik auf
amazon)
Die Figur dieses Romans entdeckt auf dem Datenträger einer schwarz erworbenen Software das Tagebuch eines gewissen Zeitungsjournalisten mit Namen Baumann. Er findet darin eine ihn
zunehmend interessierende, packende Geschichte eines Menschen, der zwischen Liebe, Abhängigkeit und Begierde, zwischen Normalität, Krankheit und zumehmender Demens die Kontrolle
über sich selbst verliert – und in sein Schicksal die Figur des Romans sprachlich, bildlich mit hineinzieht. Desingers Buch ist eine sprachlich nachgesuchte Geschichte einer
Krankheit, ihrer Auswirkungen für die eigene Existenzweise, die ihn zunehmend selber mitnimmt, fortreißt und in den Abgrund einer vereinsamenden Ausweglosigkeit führt. Das Buch
ist damit auch der Versuch einer sprachlichen Entdeckungsreise.
Meine Bewertung generell lautet: 5 Sterne = absolut herausragend; 4 Sterne = sehr gut, sehr zu empfehlen; 3 Sterne = wirklich gut, zu empfehlen; 2 Sterne = lesenswert, aber nicht
ganz überzeugend; 1 Stern = abzuraten.